Franz Miodonski  
  Franz Miodonski

Oberbootsmann

Franz Miodonski

Seemännisches Personal

* 4.1.1907 in Leschnitz (Schlesien) - † 27.5.1941

Oberbootsmann  
Franz Miodonski Deutschland 1907

Deutschland (1907)

Quelle:

Horst Engelbrecht † (Sohn) / Prohn

Franz Miodonski wurde am 4. Januar 1907 in der kleinen oberschlesischen Stadt Leschnitz, als Sohn von Franz und Marie Miodonski geboren und auf den Namen seines Vaters getauft. In Leschnitz, einer der ältesten Städte Schlesiens, etwa 30 Kilometer südöstlich der Stadt Oppeln gelegen, verbrachte er seine Kindheit und erlebte als siebenjähriger Schüler den Beginn des Ersten Weltkrieges. Mit 18 Jahren bewarb sich der katholisch erzogene Junge bei der Reichsmarine. Neben der Aussicht auf einen krisensicheren Arbeitsplatz in der noch recht jungen Nachkriegszeit, war es vor allem das Versprechen bei der Marine etwas von der Welt zu sehen, welches Franz Miodonski in seinem Entschluss kräftigte. Doch war es nicht leicht in die erst vor vier Jahren neu gegründete Reichsmarine aufgenommen zu werden. Wenige Jahre zuvor hatte man noch die eigenen Reihen ausdünnen müssen, um den Vorgaben des Versailler Vertrages mit einer nur 15.000 Mann starken Marine zu entsprechen. Da sich nun mehr als genügend Bewerber fanden wurde kurzerhand das Einstellungsverfahren erschwert. Franz Miodonski, als schlanker, sportlicher junger Mann, konnte die Bedingungen dennoch erfüllen und wurde angenommen. Im Jahr 1925 trat er dann seinen Dienst bei der Reichsmarine an. In der Härte stand die dann folgende Grundausbildung den Einstellungstests in nichts nach. Für Franz Miodonski war es der Beginn einer langen Laufbahn in der Marine. Schnell fand er Gefallen und Erfüllung in dem Dienst als Berufssoldat.

Franz Miodonski (2. von rechts) im Kreise seiner Familie Franz Miodonski (links) mit einigen Kameraden beim Sport

Nach etwa fünf Jahren betrat er mit einem Maatenlehrgang, Anfang der Dreißiger Jahre, die nächst höhere Stufe der Karriereleiter. Den Lehrgang konnte er erfolgreich abschließen und wurde als frisch beförderter Bootsmannsmaat zunächst selber Ausbilder. Über einen von ihm ausgebildeten Soldaten lernte Franz Miodonski in dieser Zeit Erna Engelbrecht, die Schwester des Besagten, kennen und lieben. Bald darauf zog sie nach Kiel um ihren Mio, wie sie ihn beim Spitznamen nannte, näher zu sein, doch war dieser mit seinem neuen Kommando, dem Linienschiff Schleswig-Holstein, ständig in See.

Franz Miodonski (2. von links) mit anderen Bootsmannsmaaten am achteren Geschützturm der Schleswig-Holstein

Franz Miodonski (2. von links) mit anderen Bootsmannsmaaten am achteren Geschützturm der Schleswig-Holstein

1933 bekamen die beiden einen Sohn, den sie auf den Namen Horst tauften und der den Nachnamen seiner Mutter erhielt. Noch im gleichen Jahr war Franz Miodonski mit der Sophie X, wie das alte Linienschiff Schleswig-Holstein von seiner Besatzung liebevoll gerufen wurde, einmal wieder in See. Die Fahrt im Sommer des Jahres 1933 führte ihn dieses Mal von Kiel nach Oslo und von dort nach einer Woche weiter durch die beeindruckende westnorwegische Fjordlandschaft nach Ulvik, in der Nähe Bergens, wo das Linienschiff für weitere vier Tage vor Anker ging. Der kleine Ort umschlossen von steinigen Berghängen, von uriger Vegetation überwachsen, hinterließ einen tiefen Eindruck bei ihm. „Kein Vergleich mit dem kleinen Kiel.“ stellte er anerkennend fest.

Franz Miodonski (links) als Bootsmannsmaat des Linienschiffs Schleswig-Holstein, während einer Munitionsübernahme Doch die Beziehung litt stark unter der ständigen berufsbedingten Trennung und so lebten sich die beiden, die nie geheiratet hatten, auseinander. Erna Engelbrecht hatte in Kiel nie richtig Fuß fassen können und litt unter starkem Heimweh. Schließlich zog sie zurück in ihren Heimatort Prohn, einem kleinen Dorf an der pommerschen Ostseeküste. Ihre Mutter hielt ihr nun fortwährend vor, dass sie hätte durchhalten müssen, doch war es ihr einfach nicht möglich gewesen. Da Erna Engelbrecht nun tagsüber arbeiten musste wuchs ihr Sohn Horst bei der Großmutter auf und durchlebte eine rabiate aber gute Erziehung, wie er sich später erinnerte. Zu dem Vater hatte er kaum noch Kontakt. Erst später, nach dessen Tod, baute sich eine starke emotionale Beziehung zum Vater auf.

Aus Kiel bemühte sich Franz Miodonski zumindest brieflich die Verbindung zu halten. Er hatte sich für die Marine und gegen einen beruflichen Neuanfang entschieden und musste mit den Folgen seines Entschlusses leben. Für ihn ging die Laufbahn weiter, er wurde Oberbootsmannsmaat und kam als solcher Ende September 1935 zum Besatzungsstamm des neuen Panzerschiffes Admiral Graf Spee nach Wilhelmshaven. Drei Monate vergingen ehe das neue Panzerschiff, wenige Tage nach Neujahr und Franz Miodonskis neunundzwanzigsten Geburtstag, in Dienst gestellt wurde. Weitere fünf Monate mit Erprobungen und Ausbildung sollten noch folgen, ehe das Schiff in die Flotte aufgenommen wurde.

Dann ging es für Franz Miodonski abermals auf größere Fahrt. Vor den Kanaren wurden Gefechtsübungen gefahren. Von Teneriffa schrieb er eine Postkarte an Erna Engelbrecht und nutzte den anschließenden kurzen Aufenthalt in Kiel für einen Besuch bei ihr. Mitte August 1936 ging es dann wieder in außerheimische Gewässer. Es sollte der erste Kriegseinsatz für Franz Miodonski werden, welcher mit der Admiral Graf Spee als Teil der internationalen Seeblockade gegen das im Bürgerkrieg befindliche Spanien, in Richtung Mittelmeer auslief. Neben der Erfüllung ihrer Aufgabe, blieb auch genug Zeit für mehrere Hafenbesuche entlang der spanischen und nordafrikanischen Küste.

Zurück in Kiel besuchte Franz Miodonski dann einen Feldwebellehrgang und wurde im November 1936 zum Bootsmann befördert und damit in den Stand eines Unteroffiziers mit Portepee gehoben. Nur der schicken Uniform mit dem Kieler Kragen und der weiten, nach vorne hin aufknöpfbaren Seemannshose, die er noch als Matrose und später als Maat getragen hatte, trauerte er ein wenig nach. Diese tauschte er nun als Bootsmann gegen einen Anzug mit Schlips und Kragen ein. Bis Neujahr 1937 blieb er noch an Land, dann ging es wieder zurück an Bord und abermals nach Spanien.

Weihnachten 1939 feierte Oberbootsmann Franz Miodonski (3. von rechts) im Wohndeck mit seinen Maaten vom Schlachtschiff Gneisenau

Weihnachten 1939 feierte Oberbootsmann Franz Miodonski (3. von rechts) im Wohndeck mit seinen Maaten vom Schlachtschiff Gneisenau

Im Herbst 1938 folgte dann ein neues Kommando auf das erst kurz zuvor in Dienst gestellte und noch immer in der Erprobung befindliche, Schlachtschiff Gneisenau. Franz Miodonski nahm dort seinen Dienst in der 2. Division auf und wurde später zum Oberbootsmann befördert. An Bord der Gneisenau erlebte er den Beginn des Krieges, sowie die ersten Einsätze in Nordsee und Atlantik. Überraschend entdeckte Erna Engelbrecht ihn auf einem Foto in der Zeitung. Dort sah man ihn während der ersten Kriegsweihnacht im Kreise seiner Untergebenen, zu denen er ein gutes Verhältnis pflegte, in Gedanken versunken sitzen. Als Franz Miodonski etwa 1940 auf das Schlachtschiff Bismarck kommandiert wurde konnte er bereits auf 15 Dienstjahre, die meisten davon an Bord großer Kriegsschiffe, zurückblicken. Er zählte zu den 15 dienstältesten Unteroffizieren an Bord der Bismarck und lag mit seinen zunächst 33 später 34 Jahren auch deutlich über den Altersdurchschnitt. Franz Miodonski überlebte den Untergang der Bismarck nicht. Er fiel am 27. Mai 1941.

 
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Lese-Tipp

Die Geschichte des Oberbootsmann Franz Miodonski können Sie in unserem neuen Buch "Schlachtschiff Bismarck - Das wahre Gesicht eines Schiffes" Teil 1.1 ab der Seite 288 nachlesen.

 
 

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