Heinz Ziegler  
  Heinz Ziegler

Matrosengefreiter

Heinz Ziegler

Seemännisches Personal

* 27.6.1921 in Lübeck (Schleswig-Holstein) - † 27.5.1941

Matrosengefreiter  
Heinz Ziegler Deutschland (1921)

Deutschland (1921)

Quellen:

Joan Hurley (Nichte) / USA

Lübecker Zeitung Nr. 129 vom 27. Mai 1942

Heinz Adolf Hermann Ziegler wurde am 27. Juni 1921 in Lübeck geboren. Er war das erste Kind von Dorothea, genannt Dora, geborene Schnoor, und Gustav Ziegler. Seine Eltern hatten ein Jahr zuvor in der evangelischen Sankt-Matthäi-Kirche westlich der Trave und der mittelalterlichen Altstadt Lübecks geheiratet. Hier im Westen der Stadt, genauer gesagt im Stadtteil Sankt Lorenz, wohnte die Familie Ziegler in einer Wohnung in der Ludwigstraße 67. Der 25-jährige Vater arbeitete als Tischler und legte in dieser Zeit seine Meisterprüfung ab. Die junge Mutter – sie hatte gerade ihren 19. Geburtstag gefeiert – kümmerte sich um das gemeinsame Kind. Bereits zwei bis drei Monate nach der Geburt wurde sie erneut schwanger. Am 28. Mai 1922 brachte sie eine Tochter zur Welt, welche die Eltern auf den Namen Ursula tauften. Am 12. November 1924 verstarb die Mutter mit nur 22 Jahren. Nach der Erinnerung ihrer Enkeltochter Joan Hurley war sie an Spätfolgen der Geburt gestorben. In der Todesanzeige schrieb der Witwer: „Mittwoch entschlief nach kurzer schwerer Krankheit meine liebe gute Frau, meiner Kinder treusorgende Mutter, unsere liebe Tochter, Schwester und Schwägerin Dora Ziegler.“ Sie wurde auf dem Vorwerker Friedhof beigesetzt. Aus den Zeilen klingt der Schock des Witwers über den unerwarteten und frühen Tod seiner Frau. Mit einem Mal stand er alleine da mit seinem dreijährigen Sohn und seiner zweijährigen Tochter. Wer sich nun um die Kinder kümmerte ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich halfen die Schwiegereltern des Vaters, dessen eigene Mutter im Jahr zuvor verstorben war. Im Dezember 1926 heiratete er erneut. Seine 24-jährige Ehefrau Martha, geborene Petersen, war eine gelernte Stenotypistin und zuvor mit einem Polizeiwachtmeister verheiratet gewesen. Sie wohnte in der Nachbarschaft. Sie selbst war kinderlos und kümmerte sich nun um die Stiefkinder.

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1 Einen Hinweis darauf bietet das Sterberegister welches nicht seinen Beruf als Tischlermeister nennt, sondern als Beruf „Ehemann“ angibt.











2 Der Vater ihrer Mutter




3 Margaretha Sarin geborene Schnoor (die ältere Schwester der Mutter) war 1923 ausgewandert und hatte in New York den litauischen Auswanderer Victor Sarin geheiratet.

Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise traf auch die Familie Ziegler hart. Der Vater verlor wahrscheinlich wie Millionen anderer Männer seine Arbeit1. Ursula Ziegler erinnerte sich später, dass die beiden Geschwister in der lange anhaltenden Krisenzeit oft Hunger litten. Sie erinnerte sich etwa, dass es Hühnerhälse zu essen gab, oder dass sie Äpfel aus der Gosse lasen, um sie zu essen. Im Mai 1934 verloren Heinz und Ursula Ziegler, inzwischen zwölf und elf Jahre alt, auch ihren Vater. Er wurde in einem Armenbegräbnis auf dem Vorwerker Friedhof beigesetzt. Die beiden Vollwaisen kamen nun in die Obhut der Großeltern mütterlicherseits. Ursula Ziegler wanderte 1937 mit 15 Jahren auf Wunsch ihrer Großeltern zu ihrer Tante nach Amerika aus. Ein möglicher Grund für diesen Schritt mag die politische Entwicklung in Deutschland gewesen sein. Die Großeltern wollten sie gewiss auch in Sicherheit wissen und machten sich Sorgen, wie lange sie selbst noch in der Lage seien würden, sich um die Enkelin zu kümmern. Ihr Großvater2 kaufte ihr das Ticket für eine Überfahrt an Bord des Dampfers New York von Hamburg nach New York City. Im Atlantik geriet das Schiff in einen Herbststurm mit schwerer See. In New York wurde Ursula Ziegler von ihrer Tante Margaretha (Marg) Sarin3 abgeholt. Sie fuhren gemeinsam nach Greenwich in Connecticut, einem vornehmen Vorort New Yorks wo sie mit ihrer Tante und ihrem Onkel lebte und später nach dem Krieg selbst heiratete.

Heinz Ziegler (links) zusammen mit anderen Konditorlehrlingen seines Betriebes. Heinz Ziegler hingegen, der von seiner Familie Hermann genannt wurde, blieb in Deutschland. Er wuchs zu einem schlanken hochgewachsenen Mann heran. Er war zurückhaltend und schüchtern, weshalb er während seiner Kindheit oft von anderen Jungen gehänselt wurde. Auch wurde er bedrängt, der Hitlerjugend beizutreten. Das wollte er nicht, aber nachdem er mehrfach geschlagen worden war, so die Erinnerung seiner Schwester, rieten ihm die Großeltern zu seinem eigenen Schutz doch beizutreten und so tat er dies dann auch. Nach seiner Schulzeit schloss Heinz Ziegler eine Berufsausbildung zum Konditor ab. Er meldete sich 1939/40 freiwillig zum Dienst in der Kriegsmarine. Bereits sein Vater hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg bei der Kaiserlichen Marine gedient. Dort war er aber anscheinend nicht zur See gefahren, sondern hatte als Angehöriger einer Marinepionierkompagnie im Küstenschutz und später in den Schützengräben der Westfront gekämpft. Für seine Tampferkeit war er mit dem Hanseatenkreuz seiner Heimatstadt ausgezeichnet worden. So folgte Heinz Ziegler den Fußspuren seines Vaters.

Ursula und Heinz Ziegler zuhause in Lübeck wahrscheinlich anlässlich der Konfirmation im feinen Anzug. Der Zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen, als Heinz Ziegler Anfang Juni 1940 in die Grundausbildung einrückte. Bei der 11. Schiffsstammabteilung wurde er einen Monat lang ausgebildet. Anschließend wurde er mit den meisten anderen Rekruten auf das Schlachtschiff Bismarck kommandiert. Da dieses aber noch nicht fertig gestellt war, ging es zunächst nach Gotenhafen auf ein Wohnschiff. Zufällig handelte es sich bei dem von der Kriegsmarine requirierten ehemaligen Passagierschiff um die New York, mit welcher seine Schwester drei Jahre zuvor ausgewandert war. Im August 1940 kam Heinz Ziegler schließlich nach Hamburg, um auf der Bismarck einzusteigen. Die nächsten Monate nach der Indienststellung waren vom Ausbildungsdienst geprägt. Im Mai 1941 lief die Bismarck schließlich aus. Heinz Ziegler sollte den Untergang nicht überleben. Er fiel am 27. Mai 1941, im Alter von 19 Jahren, genau einen Monat vor seinem zwanzigsten Geburtstag und einen Tag vor dem Geburtstag seiner Schwester. Diese erfuhr in den USA vom Tod ihres Bruders. Viel hat sie später nicht über ihren Bruder gesprochen, zu tief war wohl der Schmerz. Aber sie behielt ihn zeitlebens in stolzer Erinnerung.

 
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Seemännisches Personal (Mannschaft von M bis Z)

Lese-Tipp

Die Geschichte des Matrosengefreiten Heinz Ziegler können Sie in unserem neuen Buch "Schlachtschiff Bismarck - Das wahre Gesicht eines Schiffes" Teil 1.3 ab der Seite 254 nachlesen.

 
 

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