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Deutschland (1917)
Quelle:
Stefan Hendrich (Großneffe) / Langenau
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Kurt Hendrich wurde als zweites der vier Kinder von Karl und Helene Hendrich geborene Kassel am 25. November 1917 in der sächsischen Stadt Stendal geboren. Nach der Schulzeit, absolvierte er bis Oktober 1936 eine Malerlehre. Darauf folgte bald der Arbeitsdienst. Mittlerweile hatte er sich für eine Laufbahn bei der Marine entschieden und sich freiwillig zum Dienst gemeldet. Seine Bewerbung hatte Erfolg. Am 1. April 1937 wurde der Neunzehnjährige in die Grundausbildung eingezogen und lernte beim Drill auf dem Kasernenhof die Grundlagen des Soldatenberufes kennen. Zusammen mit einigen Kameraden, darunter sein bester Freund Willi Gronow, wurde Kurt Hendrich, am 2. Oktober 1937 nach dem Ende der Grundausbildung auf das Artillerieschulschiff Bremse kommandiert. „Vom 1.Tag an waren wir Freunde und sind es geblieben bis wir durch die Abkommandierung auseinander gerissen wurden.“ berichtete Willi Gronow später: „Fast zwei Jahre hindurch haben wir beide zusammengehalten und ich glaube jedermann freute sich ihn zu sehen.“ So wurde Kurt Hendrich von seinen Freunden „Kuttel“ genannt. Auf der Bremse nahm seine Marinelaufbahn ihren Anfang. Ganze zwei Jahre blieb er dem Artillerieschulschiff treu verbunden, bis er 1939 auf ein neues Kommando kommandiert wurde.
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Artillerieschulschiff Bremse
Kiellegung: |
22.04.1930 |
Stapellauf: |
24.01.1931 |
Indienst- stellung: |
14.07.1932 |
Ende: |
06.09.1941 (versenkt) |
Verdrängung: |
1.400 ts |
Größe: |
104 m x 10 m |
Besatzung: |
192 Mann |
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Die Bremse diente bis Kriegsbeginn der Schiffs- artillerieschule in Kiel als Ausbildungsschiff. Danach wurde sie vor allem für Geleitschutzaufgaben in der Nord- und Ostsee eingesetzt, bis sie im September 1941 zwei britischen Kreuzern unterlag.
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Kurt Hendrich fand sich bei der Kriegsmarine gut zurecht und wurde schließlich als Matrosenobergefreiter zum Bootsmannsmaatenanwärter vorgeschlagen. Für ihn begann nach Kriegsbeginn die Ausbildung zum Maaten, wodurch sich seine Dienstzeit automatisch auf zwölf Jahre verlängerte. In diese Zeit fiel auch ein Entfernungsmesserlehrgang mit Seeziel und E-Messausbildung, der ihn auf seine spätere Rolle in der Feuerleitung der Artillerie vorbereiten sollte. Nach Abschluss des Lehrgangs kam er auf das Schlachtschiff Bismarck, wo er seinen Dienst in der achteren Rechenstelle versah.
Kurz vor dem Auslaufen heiratete Kurt Hendrich seine Verlobte Ursula Voigt, mit welcher er einen gemeinsamen Sohn Klaus, hatte. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass er seine Familie sah. Nach der Rückkehr aus dem Sonderurlaub stach er mit der Bismarck in See. Die nächsten Tage erlebte er von seiner Gefechtsstation in der achteren Rechenstelle. So auch den 27. Mai 1941 und das letzte Gefecht der Bismarck. Nachdem die Geschütze nach und nach ausgefallen waren und das Schiff bereits verloren schien, kam der Befehl durch, dass alle Truppenausweise zu vernichten seien und sich alle Mann an Deck begeben sollten. Zunächst reagierte der befehlshabende Rechenstellenoffizier, unter Hinweis auf den Schotten dicht-Verschlusszustand, zögernd, gab dann aber doch nach und befahl seinen Männern die Rechenstelle zu verlassen. Über den gepanzerten Verbindungsschacht kletterten die Männer bis in den achteren Stand und sahen hier erstmals das katastrophale Ausmaß des Beschusses. Als Kurt Hendrich das Grauen sah, reichte er seinem Kameraden Paul Rudek eine Zigarette, zündete sie an und nahm sich selber auch eine. „Das ist unsere Letzte, Paul“ sagte er und warf die noch volle Schachtel ins Meer. Während Paul Rudek Glück hatte und gerettet wurde verstarb Kurt Hendrich in den Fluten des Atlantiks. Er war 23 Jahre alt. Kurt Hendrich hinterließ seine Frau Ursula und seinen einjährigen Sohn Klaus. Seine Mutter bewahrte ein handkoloriertes Bild ihres Sohnes zusammen mit einem kleinen Rettungsring der Bismarck an ihrem Bett auf. Der Kondolenzbrief von Willi Gronow an die Familie, in dem er über seinen besten Freund „Kuttel“ berichtete und sein Beileid aussprach, zeugt durch seine Abnutzung noch heute vom häufigen Lesen und dem Schmerz der Mutter.
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