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Deutschland (1920)
Quelle:
Herbert Engmann † / Hamburg
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Herbert Engmann wurde 1920 in die Nachkriegszeit hinein geboren. Seine aus Schlesien stammenden Eltern waren nach Hamburg gezogen, da der Vater 16 Jahre lang mit der Handelsmarine zur See fuhr und so eine enge Bindung zu der Stadt hatte. Mit Glück war dem Vater der Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg erspart geblieben, denn sein zu Kriegsbeginn in Kamerun liegendes Schiff wurde interniert. Die folgenden fünf Jahre hatte er in Internierungshaft auf der Isle of Man verbracht. Geboren und aufgewachsen ist Herbert Engmann in der Vereinsstraße im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. 1926 wurde er im Stadtteil Eppendorf in die Volksschule eingeschult, welche er 1934 abschloss. Im Anschluss begann er eine Lehre zum Maschinenbauer bei einer Firma namens Bauermeister, die Schokoladenmaschinen herstellte. Noch während seiner Lehrzeit meldete er sich 1937 freiwillig zur Marine. Nachdem er die Lehre abgeschlossen hatte, folgte zunächst noch ein halbes Jahr Arbeitsdienst. Erst danach wurde er einberufen.
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Leichter Kreuzer Karlsruhe
Kiellegung: |
27.07.1926 |
Stapellauf: |
20.08.1927 |
Indienst- stellung: |
06.11.1929 |
Ende: |
09.04.1940 (versenkt) |
Verdrängung: |
6.700 ts |
Größe: |
174 m x 17 m |
Besatzung: |
850 Mann |
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Die Karlsruhe fuhr bis 1937 als Schulschiff für Offiziers- anwärter auf fünf Welt- reisen. Danach kam sie zu den Aufklärungskräften und wurde während des Spanischen Bürgerkriegs eingesetzt. Während der Eroberung Norwegens wurde die Karlsruhe von einem britischen U-Boot torpediert und nach ihrer Aufgabe schließlich selbstversenkt.
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In Saßnitz auf der Insel Rügen begann die halbjährige Grundausbildung, gefolgt von der ebenfalls halbjährigen Marineschulzeit in Kiel. Im Oktober 1939 sah sich Herbert Engmann dann endlich seinem ersten Bordkommando auf dem Leichten Kreuzer Karlsruhe gegenüber. Diese befand sich gerade, von einer Weltreise heimkehrend, zu Umbauarbeiten in Wilhelmshaven. Im November 1939 lief das Schiff zu Erprobungsfahrten in die Ostsee und anschließend zum erledigen von Restarbeiten zurück nach Wilhelmshaven. An Bord lernte Herbert Engmann nun rasch die an der Marineschule erlernte Theorie in der Praxis anzuwenden.
Die Karlsruhe nahm Anfang April 1940 an der Norwegenunternehmung teil, erhielt jedoch einen verhängnisvollen Torpedotreffer, der die ganze Maschinenanlage ausfallen ließ. Das Schiff war verloren. Die Besatzung stieg auf Torpedoboote um, welche sie nach Deutschland zurückbrachten. Wegen der vorläufigen Geheimhaltung des Untergangs stieg die Besatzung zunächst auf ein Wohnschiff um und konnte erst nach ein paar Tagen an Land. Das gesamte Maschinenpersonal, ca. 200 Mann, und auch Besatzungsangehörige anderer Laufbahnen der Karlsruhe kamen nun zur Baubelehrung auf die Bismarck nach Hamburg. Herbert Engmann war darüber natürlich erfreut, bedeutete dies doch, dass er in seine Heimatstadt Hamburg kam und häufig Gelegenheit bekommen sollte seine Familie und Freunde zu besuchen. Über das neue Leben an Bord der Bismarck berichtete er: "Da kannte ja einer den Anderen nicht, bei 2.300 Mann. An Land traf man dann manchmal einen und fragte ihn: 'Mensch wo fährst du denn?' 'Ja auf Bismarck!' und stellte erst so fest, dass man zusammen auf dem gleichen Schiff fuhr."
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Bildergalerie – Kreuzer Karlsruhe / Schlachtschiff Bismarck
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Während der Baubelehrungszeit arbeitete Herbert Engmann im technischen Büro an Plänen zum Bau der Maschinenanlage, speziell der Turbinen, denn dort, im Turbinenraum Mitte, sollte er später eingesetzt werden. Mit dem Schiff machte er die Erprobungsfahrten in der Ostsee mit. Davon erzählt er: "Da haben wir dann Schießen gemacht. Wenn die 38iger geschossen haben, dann mussten alle von Deck, wegen dem Luftdruck. Da sind auch Boote eingedrückt worden." Im April 1941, die Bismarck war zwischenzeitlich wieder in Hamburg zu Restarbeiten und nun erneut auf Erprobungsfahrt in der Ostsee, erkrankte Herbert Engmann für ein paar Tage am Hals. So erlebte er den Bordbesuch Josef Goebels im Schiffslazarett, dem so genannten "Schlenz". Er berichtet darüber: "Er fragte: 'Was fehlt den Ihnen?' Der Erste Offizier Oels hat ihm dann erzählt, dass das durch die künstliche Belüftung kommt, das ich mich daher erkältet hab."
Kurze Zeit später, Anfang Mai 1941, wurde Herbert Engmann abkommandiert. Welch glücklicher Umstand dies war, sollte er bald darauf erleben. Das Schlachtschiff Bismarck lief wenige Tage nach seiner Abkommandierung aus, um am 27. Mai mit fast der gesamten Besatzung unterzugehen. Herbert Engmann kam nach seiner Abkommandierung zunächst zum 2. Admiral der Ostseestation und wurde anschließend nach Hamburg auf das Panzerschiff Admiral Scheer versetzt. Er sollte zu dessen Prisenkommando stoßen. Dann wurde er weiter nach St. Nazaire geschickt, zu einem Tanker der zusammen mit der Scheer auslaufen sollte. Dieser Plan zerschlug sich jedoch und so kam Herbert Engmann zurück nach Deutschland, zurück zum 2. Admiral der Ostseestation. Daraufhin meldete er sich zu den Torpedofangbooten. Nach den Übungstorpedoschießen durch die U-Boote auf die Zielschiffe, sammelten diese Boote die Übungstorpedos wieder ein. "Die Torpedos waren auf zehn Meter Wassertiefe eingestellt und wenn ein U-Boot jetzt auf das Zielschiff schoss ging der Torpedo unten durch. Normalerweise wäre es ein Treffer gewesen, wenn er richtig eingestellt worden wäre." berichtet Herbert Engmann. "Da waren aber auch viele Versager dabei, entweder Oberflächenläufer, oder Kreisläufer, oder Grundgänger. Einmal haben wir auch einen Treffer abgekriegt. Ist nicht viel passiert. Das war Folgendermaßen: Es herrschte ziemlicher Seegang, wir legten uns nach Steuerbord über und dann kriegten wir einen Treffer. Na ja, so ein Loch, so groß wie der Torpedo war. Wie das Schiff wieder grade lag, war das Loch über der Wasserlinie." Während seiner Zeit bei den Torpedofangbooten wurde Herbert Engmann zu einem Unteroffizierslehrgang nach Wesermünde entsandt und nach dessen erfolgreichen Abschluß zum Maat befördert.
Am 13. Februar 1943 erlebte Herbert Engmann seinen zweiten Schiffsuntergang, nach dem Untergang der Karlsruhe. Er fuhr zu dieser Zeit mit einem in Holland umgebauten Torpedofangboot aus dem Ersten Weltkrieg, welches eigentlich gar nicht mehr einsatztauglich war, im Geleit nach Deutschland. 30 Seemeilen westlich von Terschelling (einer der letzten holländischen Inseln vor der deutschen Küste) geriet das Boot in einen Sturm mit Windstärke 11. Ein Rohrreißer im Kessel raubte dem Boot die Manövrierfähigkeit. 16 Stunden trieb es im Sturm, dann entschloss sich seine Besatzung in das nur drei Grad kalte Wasser zu springen. Entsetzt sah Herbert Engmann Beine aus dem Wasser ragen, es waren die Beine von den Kameraden, die ihre Schwimmweste nicht richtig angelegt hatten und ertrunken waren. Nach anderthalb Stunden fischte ihn ein Vorpostenboot aus dem Wasser. Er war stark unterkühlt. Die dicke Kleidung habe ihn gerettet sagt er später. Zwei seiner Kameraden wurden tot an die weit entfernte deutsche Nordseeküste angespült, sie konnten anhand ihrer Erkennungsmarken identifiziert werden. Der 13. Februar war für ihn seither ein zweiter Geburtstag.
Bildergalerie – Torpedofangboote
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Gegen Ende des Krieges war Herbert Engmann an der Rettung von Flüchtlingen aus dem Osten beteiligt. Die Flüchtlinge wurden von Pillau nach Gotenhafen und dann weiter nach Swinemünde gebracht. Es folgte noch eine letzte Abkommandierung zum Marinepanzerjagdregiment in Zeven. Zu Gefechten kam es nicht mehr, die deutsche Wehrmacht kapitulierte am 9. Mai 1945. Herbert Engmann wurde, wie auch das gesamte Personal der U-Bootwaffe, interniert. Er kam in ein Barackenlager der ehemaligen Marinefunkmesslehrabteilung in Eiderstedt. Im August wurde er wieder entlassen, was allerdings nicht das Ende seiner Marinezeit bedeutete, denn er meldete sich freiwillig zur GMSA (German Minesweeping Administration) um über die Runden zu kommen. Von Cuxhaven aus räumte er Minen vor Helgoland und England. Beim Landgang in Cuxhaven lernte er seine zweite Ehefrau Charlotte kennen. Seine erste Ehe war eine Sonntagsehe, wie er sagte, geschlossen während des Krieges haben sich die Beiden kaum gesehen und nach dem Krieg war es dann aus. Charlotte war zu dieser Zeit bereits verwitwet, ihr Ehemann ist kurz nach der Eheschließung auf der Tirpitz gefallen. Am zweiten Tag nahm Herbert Engmann seinen ganzen Mut zusammen und fragte sie fest entschlossen ob sie ihn heiraten möchte, mit Erfolg.
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