Friedrich Cardinal  
  Friedrich Cardinal

Oberleutnant z.S.

Friedrich Cardinal

I. Befehlsübermittlungsoffizier SA

* 30.9.1910 in Heiligenhaus (Rheinprovinz) - † 27.5.1941

Oberleutnant z.S.  
Friedrich Cardinal Deutschland 1910

Deutschland (1910)

Quellen:

Otto Schlenzka † (Crewkamerad) / Kiel

Josef Statz †

Crewbuch der Crew 37 A

Ranglisten der Kriegsmarine

Friedrich Cardinal wurde am 30. September 1910 in der rheinländischen Kleinstadt Heiligenhaus geboren. Der Ort liegt in dem Städtedreieck zwischen Düsseldorf, Essen und Wuppertal im Niederbergischem Land, einer eher ländlich geprägten Gegend im Vergleich zu der stark bevölkerten Umgebung. Friedrich Cardinal aber zog es hinaus in die Welt und so trat er in die Marine ein. Nach einer Laufbahn als Mannschaftssoldat und Unteroffizier bekam er die Gelegenheit sich zum Offizier ausbilden zu lassen. Dieser Karrieresprung wurde nur wenigen Soldaten aus dem Unteroffiziersstand ermöglicht und setzte ganz besondere Leistungen und Eignung voraus. Friedrich Cardinal ergriff die Chance und trat 1938 direkt zum Fähnrich befördert in die bereits laufende Crew 37 A ein. Die gemeinsame Grund- und Bordausbildung der Offiziersanwärter – welche er in seiner vorherigen Karriere bereits erlebt hatte – konnte er überspringen. Seine Ausbildung zum Offizier nahm an der Marineschule Mürwik ihren Anfang. In seiner Offizierscrew war er der älteste und so kam es, dass er zur Unterstützung seines jüngsten Crewkameraden, Otto Schlenzka, mit diesem eine Stube teilte und fortan im Team zusammenarbeitete. Schnell verband die beiden eine enge Freundschaft. Zum Ende der Offiziersausbildung fuhren beide zusammen auf der Admiral Scheer, wo sie sich einen Dienstposten teilten. Friedrich Cardinal kam dann später auf das Schlachtschiff Bismarck, wo er als I. Befehlsübermittlungsoffizier der Schweren Artillerie in der vorderen Artillerierechenstelle seinen Dienst versah.

















1 Der Turm Bruno war als Reserveschiffsführungsstand vorgesehen, da er zum einen gut gepanzert war und zum anderen eine Sichtmöglichkeit nach Vorne bot. Dafür waren in dem Turm ein Maschinentelegrafengeber, Umdrehungsfernzeiger, Rudertelegraphengeber und Tochterkompass eingebaut.

Hochzeit von Ursula und Friedrich Cardinal am 7. April 1941 Am 7. April 1941 heiratete er, seine aus Berlin stammende Verlobte Ursula Gregor in der Reichshauptstadt. Sein guter Freund und Crewkamerad Otto Schlenzka, der zu jener Zeit als Flakabschnittsleiter auf der Prinz Eugen fuhr, begleitete ihn als Trauzeuge. Etwa zur selben Zeit kam auch der spätere überlebende und damalige Matrose II Josef Statz auf die Bismarck. An seine erste Begegnung mit Friedrich Cardinal erinnerte er sich später noch genau. Während eines Gefechtsbildes war Josef Statz als Läufer Leckwehrzentrale eingesetzt. Als solcher musste er eine Meldung zur Schiffsführung bringen, die sich nach angenommenem Ausfall des vorderen Schiffsführungsstandes nun im Geschützturm Bruno befand1. Dort angekommen trat er vor den Kommandanten und wollte Meldung machen, doch reagierte dieser auf gar nichts. "Ja sehen Sie den nicht, der Kommandant ist doch tot!" rief ihm jemand zu. "Aber der Kommandant steht doch noch!" erwiderte Josef Statz verdutzt und hatte Lindemann dabei angeschaut, der trotz aller äußeren Anzeichen des Unbeteiligtseins ein verschmitztes Lächeln zur Schau getragen hatte. "Na Tünnes bist du aus Köln?" fragte die gleiche Stimme, es war die von Friedrich Cardinal, Rheinländer wie Statz. "Geben Sie mir die Meldung und kommen Sie auf die Brücke!" fuhr er fort. Alle anderen herum galten als ausgefallen und so standen sie ganz alleine auf der Brücke. Josef Statz konnte nun seine Meldung machen und Friedrich Cardinal erklärt ihm noch: "Alle Männer, die als ausgefallen zu gelten haben, setzen ihre Mütze quer auf. So sind sie schnellstens zu erkennen, das müssen Sie sich merken!"

Vordere Artillerierechenstelle der Bismarck

Vordere Artillerie-
rechenstelle

(Mittleres Plattformdeck, Abt. XV m)

1

Lüfter

2

Schaltschrank

3

Apparat

4

Heizkörper

5

Schußwertrechner

6

Richtungs- und Höhen-
weiser Empfänger

7

Feuersignalgeber

8

Tisch

Am 5. Mai 1941 besichtigte Hitler in Begleitung seines Marineadjutanten Karl Jesko von Puttkamer und dem Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die Bismarck und Tirpitz. Nach dem Abschreiten der an Oberdeck angetretenen Besatzung wurde die Gruppe durch einige Räume im Innern des Schiffes geführt. Besonders lange hielten sich die Besucher in der achteren Artillerierechenstelle auf, wo Friedrich Cardinal die technischen Geräte und das komplexe Zusammenwirken der Feuerleitung, zur Bewunderung der Anwesenden, ausführlich erläuterte. Für ihn war das sicherlich einer der Höhepunkte seiner Karriere. Seinem Freund Otto Schlenzka erzählte er von dem Besuch und wie ihn das technische Verständnis Hitlers erstaunt hatte. Wenig später folgte der erste Einsatz zusammen mit der Prinz Eugen und so fuhren die beiden Freunde, wenn auch auf verschiedenen Schiffen, so doch der gleichen Unternehmung entgegen. Am Abend des 24. Mai 1941 trennten sich ihre Wege endgültig, während die Bismarck versuchte auf direktem Weg nach Frankreich zu entkommen, sollte die Prinz Eugen in einem Ablenkungsmanöver die feindlichen Schiffe nach Süden ziehen und sich dann mit ihrer überlegenen Geschwindigkeit absetzen, um nach der Versorgung bei einem Tanker eigenständig Handelskrieg zu führen. Gebannt verfolgte Otto Schlenzka auf der Prinz Eugen die Nachrichten über die Bismarck. Durch Funksprüche erfuhr er schließlich von dem fatalen Torpedotreffer und der hoffnungslosen Lage in der sich sein Freund mit der Bismarck befand.

Von dem späteren Überlebenden Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg wissen wir, das Friedrich Cardinal ihm, nach dem frühen Ausfall des Hauptartillerieleitstandes und der Türme Anton und Bruno, die Feuerleitung für die achteren schweren Geschütztürme übertragen hatte. Über sein weitere Schicksal berichtete Josef Statz. Dieser war, nach dem Befehl des Ersten Offiziers zur Selbstversenkung und zum Verlassen des Schiffes, durch den Kabelschacht von der Leckwehrzentrale bis in den vordern Stand geklettert und hatte dort Friedrich Cardinal angetroffen. Rundherum hatte der noch andauernde Beschuss schwerste Beschädigungen angerichtet. Josef Statz und Friedrich Cardinal waren die Einzigen noch Lebenden dort. Sie bewegten sich auf dem Unteren Mastdeck hin und her um Deckung vor den anfliegenden Granaten zu finden. Der sonst so lebhafte Friedrich Cardinal war still geworden und quittierte Josef Statz’s Fragen nur mit leichtem Kopfnicken. Beide begaben sich schließlich auf die Steuerbordseite des vorderen Standes, da sich die Treffer zunehmend auf der Backbordseite massierten. Die Tür in den vorderen Stand war aufgerissen und Licht fiel durch Löcher in den hinteren Teil des Standes. Mit den Worten "Nein, nein, nicht hineingehen!" hielt Friedrich Cardinal Josef Statz zurück. Es sollten seine letzten Worte sein.

Sie gingen nun weiter nach achtern, bis zum Steuerbord Flakleitstand, wo dichter schwarzer Rauch, der von Bränden und der nun unkontrollierten Verbrennung in den Kesselräumen herrührte, die Sicht nach achtern versperrte. Dort war kein durchkommen. Also gingen die beiden am vorderen Schanzkleid wieder in Deckung. "Gas!" rief nun irgendjemand vom Brückendeck. Unmittelbar danach schlug eine Granate ein und es wurde still. In einer kurzen Pause zwischen den Einschlägen warfen Beide einen Blick über das Schanzkleid auf das vom Gefecht schwer gezeichnete Vorschiff. Bei diesem Anblick standen Friedrich Cardinal Tränen in den Augen, erinnert sich Josef Statz.

Friedrich Cardinal zu Beginn seiner Offiziersausbildung Als dann endlich die Schlachtschiffe ihr Feuer einstellten und nur noch die HMS Dorsetshire weiterfeuerte, begaben sich Josef Statz und Friedrich Cardinal auf die Backbordseite des unteren Mastdecks. Hier entdeckte Josef Statz eine Strickleiter. Vorsichtig gingen die beiden, über Trümmer steigend, der Leiter entgegen. Friedrich Cardinal begab sich als erster auf die Leiter, doch er fiel sofort ein Deck tiefer. Der Festmachknoten war durchgebrannt. Die beiden schlugen sich dann bis hinunter zum Aufbaudeck. Weiter achtern sprangen sie auf die Decke des 15 cm Turms Backbord II. Wasser umspülte bereits dessen Barbette an Oberdeck. Es war Zeit das Schiff zu verlassen. Ohne Abschiedsworte sprang Friedrich Cardinal als erster in die stürmische See, nachdem er einen günstigen Moment abgewartet hatte und wurde von der Strömung weggetrieben. Nach einem Blick zurück sprang auch Josef Statz ins Wasser und schwamm auf Friedrich Cardinal zu. Entsetzt stellte er dann aber fest, dass dessen Kopf schlapp im Wasser hing. Offensichtlich hatte Friedrich Cardinal eine Pistole bei sich geführt und sich selbst das Leben genommen. Die schrecklichen Erlebnisse der letzten Stunden waren wohl zu viel für ihn und die Aussicht auf Rettung zu gering gewesen. Friedrich Cardinal starb im Alter von 30 Jahren.

 
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Lese-Tipp

Die Geschichte des Oberleutnant z.S. Friedrich Cardinal können Sie in unserem neuen Buch "Schlachtschiff Bismarck - Das wahre Gesicht eines Schiffes" Teil 1.1 ab der Seite 197 nachlesen.

 
 

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